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In diesem Beitrag geben wir Ihnen einen Überblick über Partizipation in frühkindlichen Bildungseinrichtungen. Am Ende des Beitrags erhalten Sie praxisnahe Empfehlungen, um das Thema zu vertiefen. Die Inhalte sind im Rahmen unseres Themenmonats auf Instagram und Facebook entstanden. Auf den Kanälen stellen wir jeden Monat ein Thema anschaulich vor.  

Partizipation ist derzeit in aller Munde. Doch was bedeutet Partizipation überhaupt? Eine vielzitierte Definition stammt von Schröder (1995):    

„Partizipation heißt, Entscheidungen, die das eigene Leben und das Leben der Gemeinschaft betreffen, zu teilen und gemeinsam Lösungen für Probleme zu finden.“

In diesem Zitat wird Partizipation als Beteiligung von Kindern an Entscheidungen verstanden. Dabei geht es zum einen um Entscheidungen, die das Kind selbst betreffen, z.B. was und wie viel es essen möchte. Zum anderen geht es um Entscheidungen, die die Gemeinschaft betreffen, z.B. wie der gemeinsame Gruppenraum gestaltet werden soll.  

Für Partizipation gibt es viele gute Gründe. Wir stellen Ihnen drei vor (vgl. Doll et al. 2020):  

  1. Kinder in all ihren Belangen altersgemäß zu beteiligen, ist ein Recht des Kindes (u.a. festgeschrieben in der UN-Kinderrechtskonvention). 
  1. Wenn Kinder als aktive Akteure verstanden werden, dann ist Partizipation eine Grundlage für gelingende Bildungsprozesse  
  1. Kinder erleben durch Partizipation Demokratie im Kleinen. 

Kinder sind Erwachsenen gegenüber gleichwertig, aber ihnen nicht gleich. Sie sind gleichwertig, weil Kinder und Erwachsene eigenständige Menschen mit Rechten sind. Sie sind ungleich, weil Erwachsene in der Verantwortung stehen, Kindern Ihre Rechte einzuräumen. Erwachsene haben damit viel Macht. Es ist ihre Aufgabe, diese Macht nicht für eigene Zwecke zu nutzen, sondern am Kindeswohl auszurichten. Partizipation hat damit auch Grenzen (vgl. Maywald 2016): 

  • Wenn das Kindeswohl gefährdet ist.  
  • Wenn die Durchsetzung des kindlichen Willens dem Kindeswohl deutlich widerspricht 

In diesem Video haben wir das Ganze nochmal für Sie grafisch zusammen gefasst: Partizipation und Macht – Frühkindliche Bildung

Wie können Kinder im Alltag mitbestimmen? In der Essenssituation? Beim Wickeln?

Partizipation ist nicht auf eine Methode oder einen Raum begrenzt. Neben geeigneten Beteiligungsformen, wie beispielsweise Kinderkonferenzen, ist die gesamte Alltagsgestaltung hinsichtlich ihrer Beteiligungsmöglichkeiten zu prüfen. Hierfür bietet es sich an, Regeln und Strukturen zu hinterfragen, die die Teilhabe von Kindern hemmen. Die Umsetzung von Partizipation im Alltag erfordert dabei eine dialogische Haltung: Ein Zuhören, beachten und aushandeln mit den Kindern.  

„Demokratische Partizipation verlangt von pädagogischen Fachkräften, sich beide Perspektiven, die eigene und die (bzw. eine oder mehrere mögliche) des Kindes zu vergegenwärtigen, miteinander handelnd in den Dialog zu bringen und diesen zur Grundlage ihres Handelns zu machen„. 

(Rehmann 2018)

Einer gelingenden Partizipation von Kindern unter und über drei Jahren liegt demnach eine dialogische und reflexive Haltung der Fachkräfte zugrunde.

Die Ergebnisse der Studie “BiKA – Beteiligung von Kindern im Kita-Alltag“ zeigen, dass es Handlungsbedarf in der partizipativen Fachkraft-Kind-Interaktion gibt, z.B. in Essenssituationen. Um einschränkendes Verhalten im Alltag von Kitas zu minimieren empfehlen die Wissenschaftler:innen, die Biografiearbeit und Reflexion der eigenen Haltung zu Partizipation zu stärken. Des Weiteren wird empfohlen, Partizipation zum regelmäßigen Gegenstand von Team- und Personalentwicklung zu machen (vgl. Hildebrandt 2021). 

Kinder in allen wichtigen Belangen zu beteiligen bedeutet auch, sie in die Qualitätsentwicklung einzubeziehen. Damit können Kinderperspektiven zur Grundlage des Handelns gemacht werden. 

Was ist Kindern wichtig? Was wünschen sie sich? Was brauchen sie, um sich in der Kita wohl und sicher zu fühlen und sich bilden zu können? Diesen Fragen ist ein Team um Nentwig-Gesemann (2021) nachgegangen und hat bei 200 Kindern nachgefragt, z.B. so: „Was sind eure Lieblingsorte in der KiTa und was macht ihr da? Was gefällt euch an den Orten? Erinnert ihr euch an Erlebnisse, wo es in der KiTa richtig lustig war oder ihr zusammen Quatsch gemacht habt?“ Dabei haben sie vielzählige Methoden zur Erhebung und Auswertung von Kinderperspektiven genutzt, z.B. 

  • Beobachtungen 
  • Kinderführungen 
  • Fotos und gemalte Bilder der Kinder 

Herausgekommen sind 23 Dimensionen, die sieben Qualitätsbereichen zugeordnet sind. Ein Bereich ist „Mitgestaltung und Mitbestimmung“. Kinder wünschen sich in diesem Bereich, dass sie sich in der Kita gut auskennen, mitgestalten, mitbestimmen und sich beschweren können.  

In diesem Video haben wir das Ganze nochmal für Sie grafisch zusammen gefasst: Mit Kindern KiTa-Qualität entwickeln – Frühkindliche Bildung 

Das Thema ist so umfassend, dass wir es auf unseren Kanälen in den sozialen Medien nicht gänzlich bearbeiten konnten. Wir hoffen sehr, dass Sie Impulse und Anregungen für Ihre Arbeit mitnehmen konnten. Zum Vertiefen haben wir Ihnen eine Auswahl an kostenlosen Materialien, Online-Kursen, Podcasts und Handreichungen unter diesem Link zusammen gestellt.


Doll, I.; Herrmann, K.; Kruse, M; Lamm, B.; Sauerhering, M. (2020). Demokratiebildung und Partizipation in der KiTa. Verfügbar unter: https://www.nifbe.de/images/nifbe/Infoservice/Demokratie_Druck.pdf. Zugriff am 03.01.22 

Hansen, R.; Knauer, R. (2015). Das Praxisbuch: Mitentscheiden und Mithandeln in der Kita, S. 34   

Maywald, J. (2016). Das Recht gehört zu werden. Beteiligung als Grundrecht jedes Kindes. In: Knauer, R., Sturzenhecker, B.: Demokratische Partizipation von Kindern. Weinheim und Basel: Beltz Juventa, S. 16-30.  

Hildebrandt, F. et al. (2021): Abschlussbericht zur BiKA-Studie; Berlin: Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (BMFSFJ). Verfügbar unter: www.pina-research.de/content/3-forschung/2-publikationen/bika_abschlussbericht.pdf . Zugriff am 05.01.22 

Nentwig-Gesemann, I. / Walther, B. / Bakels, E. & Munk, L. (2021): Achtung Kinderperspektiven! Mit Kindern KiTa-Qualität entwickeln. Begleitbroschüre Gütersloh: Bertelsmann Stiftung 

Rehmann, Y. (2018): Partizipation in der Krippe – Grundlagen und Anregungen für die Praxis. Verfügbar unter: https://www.kita-fachtexte.de/fileadmin/Redaktion/Publikationen/KiTaFT_Rehmann_2018-PartizipationinderKrippe.pdf. Zugriff am 02.01.22 

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