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Offene Arbeit als pädagogisches Konzept

Die Offene Arbeit in Deutschland entwickelte sich Ende der 70er Jahre rund um Gerhard Regel und Axel Jan Wieland (detaillierte Infos dazu gibt es in diesem nifbe-Artikel von Dr. Gerlinde Lill). Die Offene Arbeit versteht sich als inklusives und partizipatives Praxiskonzept. Ein Konzept, das alle Kinder umfasst. In der Praxis bietet der Ansatz jeder Einrichtung individuell die Möglichkeit, das Konzept entsprechend der eigenen Rahmenbedingungen zu erarbeiten und umzusetzen, erzählt Silke Lebisch. Dabei spielt in erster Linie das gemeinsame Bild vom Kind eine wesentliche Rolle. Es geht darum zu sehen, dass Kinder mit Fähigkeiten auf die Welt kommen und dass die Einrichtung als Gemeinschaft die Kinder darin unterstützt, intrinsisch die eigenen Fähigkeiten weiterzuentwickeln und sich dabei selbst zu bilden.

Dabei gibt es laut Silke Lebisch einen wichtigen Leitsatz: es gibt so wenig feste Regeln wie möglich! Es werden verstärkt individuelle Absprachen getroffen, die sich an dem Entwicklungsstand des einzelnen Kindes und der Gruppe orientieren.


Kennzeichnend für die offene Arbeit ist die veränderte Raumgestaltung. Diese orientiert sich an den Bildungsbereichen. Neben einem Atelier, einem Bau- und Konstruktionsbereich, einem Bereich für Rollenspiele und einer Bewegungsbaustelle, findet man in den „offenen Häusern“ meist noch ein Kinderrestaurant und eine Forscher- und Entdeckerwerkstatt.

Der Außenbereich (Garten) wird ebenfalls als Raum und Bildungsbereich angesehen. Er sollte von den Kindern jederzeit bespielbar sein. Die Fachkräfte ordnen sich über einen, im Team festgelegten Zeitpunkt, einem bestimmten Bildungsbereich zu. Grundsätzlich sollten den Kindern alle Räume jederzeit zur Verfügung stehen. Die Fachkraft orientiert sich an den Interessen der Kinder und hält sich nicht an dem ihr zugeteilten Raum fest.  Es gilt auch hier den „Spuren der Kinder“ zu folgen.



Kommunikation spielt, so Silke Lebisch, eine bedeutende Rolle: Es geht es darum, mit den Kindern auf Augenhöhe zu kommunizieren und sich der Machtverhältnisse zwischen Kindern und Erwachsenen bewusst zu sein. Die Offene Arbeit lässt sich auf das Kind und die Welt des Kindes ein, mit einem ganzheitlichen Blick auf das System Kind und Familie. Auch die Einrichtung ist ein System und ist als Schonraum für das Kind und die Familie da. Der Sozialraum als Erweiterung der Einrichtung wird ebenso in die Offene Arbeit einbezogen.


Besonders an die Fachkräfte hat die Offene Arbeit klare Anforderungen: Mit einem systemischen Blick schauen die Fachkräfte, bezogen auf die pädagogische Arbeit, nach Möglichkeiten, nicht nach Grenzen. Es bedarf der biographischen Selbstreflexion, um wirklich offen arbeiten zu können, berichtet Silke Lebisch. Fachkräfte brauchen eine gewisse emotionale Stabilität für diese wichtige Arbeit und sollten auch die eigene Motivation, Fachkraft zu werden, kennen.

Ein Beispiel hierfür ist die Elternzusammenarbeit. Offene Arbeit sieht vor, alle Familien in die Einrichtung miteinzubeziehen. Das heißt für die Fachkräfte die Anliegen, Bedürfnisse, Ansichten und Widerstände der Familien wahrzunehmen und sich damit auseinander zu setzen. Es wird nach den Möglichkeiten für eine gute Zusammenarbeit geschaut, um die Kinder im Sinne einer Erziehungspartnerschaft gemeinsam bestmöglich zu begleiten.  


Das Kernstück der Offenen Arbeit ist die Teamarbeit. Dabei besteht die Herausforderung darin, eine gemeinsame pädagogische Grundhaltung zu entwickeln. Gleichzeitig ist es wichtig, Raum für die Individualität jeder Person im Team zu schaffen und diese zu schätzen. Es braucht immer wieder eine Reflexion der gemeinsamen Werte und Normen.

Für alle, die sich auf den Weg zur Offenen Arbeit machen wollen, hat Silke Lebisch einen guten Rat: „Es ist wichtig, diesen Prozess Schritt für Schritt zu implementieren. Dabei bewährt es sich, diesen Prozess durch externe Fortbildung und Beratung begleiten zu lassen“.


Offene Arbeit ist ein bewährtes Praxiskonzept, um sich auf allen Ebenen konzeptionell mit Qualitätsentwicklung in der Kindertagesbetreuung auseinanderzusetzen. Besonders mit Blick auf die Themen Kinderrechte, Inklusion und Partizipation bietet das Konzept viel Potenzial, da es die Selbstbestimmungs- und Beteiligungsrechte für Kinder allen Alters und aller Voraussetzungen erweitert und sichert (vgl. Lill, Gerlinde, S.2, oben erwähnter nifbe-Artikel)

Wir möchten uns an dieser Stelle noch einmal herzlich bei Silke für das spannende und offene Gespräch bedanken!

 

 

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